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Frauenfußball EM: Romantik dahin...

Frauenfußball ist eine Betriebssportart, hervorgegangen aus dem Frauen-Emanzipationsbetrieb. Eine rastlose Betriebsamkeit ist das. Die alten Zöpfe sind längst gefallen. Die Mädels, die heute den Frauenfußball vortragen - um nicht zu sagen: beherrschen -, lassen modische Pferdeschwänze hin & her fliegen. So heftig, daß man liebend gerne zupacken, reingreifen würde, um sie aufzuhalten, bevor sie auf & davonrennen. Doch das zieht eine Rote Karte nach sich. Und im Strafraum: Elfmeter. Selten sieht man in einem Frauenfußballspiel noch den gedrechselten Zopf. Manchmal sieht man den festen Knoten. Der beim Kampf um den Ball nicht so furchtbar hin und herschwingen kann. Rasta und Löwenmähnen treten gelegentlich in Erscheinung. Das ist wild, und es fällt besonders im Zweikampf sowie beim anschließenden Wälzen am Boden ins Auge. Während des Spiels ist eine ruhige Betrachtung der Frauenfußballfrisuren fast nur bei Einwürfen von der Seitenauslinie möglich. Schade eigentliich. Früher sc...

Nazijagdszenen aus Niederduttland

Gestern im Fernsehen: ein Enkelkind von Omas gegen Rechts steht mit einem Schild am Straßenrand, darauf die Parole "Nazis töten". - Gebt mir eine Flitsche und ich schieße diesem Doppeldeutling durch den Kopf. Mit solcher Durchschlagskraft, daß mein Stahlmantelschmähmund seine Großmütterchen mit von den Beinen pustet. Diese altertümelnden Duttweiler. Die nichts behaupten als sich selbst. So endet wohl jeder herrschaftsfreie Dialog. In einer Jagdszene auf seinesgleichen.

Das Fräulein Thunberg

An dem Fräulein kann ich nichts, aber auch garnichts finden. Dabei suche ich doch, suche an ihr etwas, das ich gut finden kann. Vielleicht, daß sie eine Windsbraut wäre, die... Pünktchen, Pünktchen, etwa in Windeseile das Fähnchen im Wind hat, um mit dem vollen Zungensegel unter Zeitgeistbrausen übers Meer zu jollen. Und dann, ach was! Das lässt sich gut finden, also finden viele Leute, vor allem junge, es gut und folgen ihr, wenn nicht in Jollen, so doch in Youtube. Wo manche Pertubation strandet als sei's das gelobte Land. Bin ich jetzt noch, mit diesen arg altertümelnden Spinnsegelsätzen, dem Fräulein auf den Versen zu dem Reim, den sie sich auf die Welt dort draußen an nahöstlichen Gestaden gemacht hat? Folge ich ihr denn nicht auf dem Fuße? Was für ein Versfuß ist das, dieses Krakeel in Social Media wie im ausufernden Rest des gottverdammten Redebogens? Hinterlässt es Spuren? Soll ich es zur Abwechselung einmal ernstnehmen? Oder lieber hopps? Ach was, es ist bloß ein trotzig...

Europa den wahren Europäern!

Ich bin kein Europäer. Oder doch? Bin doch bloß ein alter Sack. Wohne behaglich am Ettersberg über Weimar, ein Stück unterhalb des Buchenwald KZ. Ein Alter vom Berg wäre ich gerne, einer, dem Sektierer folgen, Häretiker. Eine Gruppe, die Europa hinter sich bringt. Statt Europa aufzubringen gegen sich selbst. So wie man einen Standpunkt, einen unerschütterlich festen, hinter sich bringen muss, wenn man die Freiheit erahnen möchte, die hinter den Überzeugungen liegt wie hinter himmelhoch jauchzenden Fels-Ungetümen. Europa! In Europa herrscht jetzt die Multitude, eine Menge Mixtur, Mischung bis rein in die Kochtöpfe. Man nennt das Prahme. Tausend Plateaus herrschen, das nackte Alles-Geht ist Fakt, das Nichts-ist-unmöglich von Toyota. Was früher Wunschtraum war, ist endgültig Wirklichkeit geworden. Und Alptraum. So bin ich kein Europäer, kann keiner sein. Da wächst ein Unbehagen. Ich befinde mich nicht in der postkolonialen Situation. Finde mich da nicht ein, finde mich damit nicht ab....

In der Schneekugel

Rehlein hat den Abwasch fertig und kommt aus der Küche gesprungen. Ich lege das Amtsblatt beiseite, jetzt machen wir's uns gemütlich. Und sprechen mireinander - das nennt man häusliche Kommunikation. Ich sage: "Rehlein, wie wär's, wenn wir dieses Jahr zu Weihnachten mal eine schöne Schneekugel basteln?" - "Was?", sie tut bass erstaunt. - "Na, eine Schneekugel", sag' ich, "etwas größer als handlich, wir stellen sie hier auf das Beistelltischchen, dann bekommt unser Besuch große, leuchtende Augen." Und ich mache ihr noch die großen Augen der Besucher vor, da sagt sie: "Dich besucht doch keiner, du hast doch alle Besucher vergrault." - Das ist bitter, es entbehrt nicht einer gewissen Wahrheit. "Vielleicht wäre so eine Schneekugel attraktiv, sie könnte unsere alen Freunde und Bekannte wieder anlocken, 'Kommt, wir gehen zu den Rehlings, die haben eine Schneekugel!', das wären magische Momente, so eine Kugel verzauber...

Amanda Lear - eine surrealistische Novelle

Bevor ich noch ein Mal auf Lawrence Ferlinghetti und auf Öko-Kitsch zu sprechen komme, werde ich eine sensationelle Neuigkeit von vorgestern, also von vorhin mitteilen. Da sah ich auf arte TV den Film eines Jungchens über Amanda Lear. Mein Erschrecken war groß. Das Jungchen hielt Knöpfe gedrückt, die ich vor 30 Jahren selber mal gedrückt gehalten hatte: Regungsknöpfe. Vor 30 Jahren war ich fast 50 und bei Leibe kein Jungchen mehr. Erster Knopf: zeitiges Umschalten auf Begeisterung. Das Jungchen zeigt sich enthusiasmiert. Es sieht, es hört Amanda Lear - und ist hin. Es wird poetisch. Es hört, es sieht dieses Gehäuse - und gerät aus dem Häuschen. Jetzt himmelt das Jungchen die Ikone an. So rau die ikonische Stimme, o Gott! Und erst das Gesicht, dem die Stimme göttlich entsteigt! Der göttliche Körper im Bade-Anzug, gerade untenrum, in dieser Anzüglichkeit zwischen den Beinen, perfekt zugeschnitten. Das ist der Laufsteg des Films. Eine gesteigerte Modenschau. Da gehört sie hin, Amanda Lear...

Fliegenschiss

Vor einem Monat war's, am 9. Oktober, da beschäftigte sich auf Seite Eins derSüddeutschen Zeitung ein Scherzbold mit Donald Trump. In der Glosse 'Streiflicht'. Forscher hatten soeben das Hirn einer Fruchtfliege amputiert, zerlegt, kartografiert, neuro-, logi- und -gesiert, wie es sich gehört, "in seiner ganzen Komplexität". O Wunder der Technik, das Fliegenhirn! Und dann kommt der Scherzbold sogleich auf Donald Trump zu sprechen, die Assoziation brummt ja und summt nur so in der Luft. Wie er, Trump, versucht hat, eine Fliege in Wisconsin zu erwischen, förmlich plattzuschlagen, in Wisconsin, Schwingerzentrum (Swingstate, busy brewery over there in Milwaukee), wo sie, Fliege, ihm, Trump, das Mikrofon streitig machte. Das kann eine Fruchtfliege, siehe oben, in ihrer ganzen Komplexität! Die Assoziation der Süddeutschen Zeitung brummte in einem fort. Die ganze Streiflichtspalte runter. Haha-ha! Trump schafft es natürlich nicht, die Fliege setzt sich unverdrossen we...