Amanda Lear - eine surrealistische Novelle

Bevor ich noch ein Mal auf Lawrence Ferlinghetti und auf Öko-Kitsch zu sprechen komme, werde ich eine sensationelle Neuigkeit von vorgestern, also von vorhin mitteilen. Da sah ich auf arte TV den Film eines Jungchens über Amanda Lear. Mein Erschrecken war groß. Das Jungchen hielt Knöpfe gedrückt, die ich vor 30 Jahren selber mal gedrückt gehalten hatte: Regungsknöpfe. Vor 30 Jahren war ich fast 50 und bei Leibe kein Jungchen mehr. Erster Knopf: zeitiges Umschalten auf Begeisterung. Das Jungchen zeigt sich enthusiasmiert. Es sieht, es hört Amanda Lear - und ist hin. Es wird poetisch. Es hört, es sieht dieses Gehäuse - und gerät aus dem Häuschen. Jetzt himmelt das Jungchen die Ikone an. So rau die ikonische Stimme, o Gott! Und erst das Gesicht, dem die Stimme göttlich entsteigt! Der göttliche Körper im Bade-Anzug, gerade untenrum, in dieser Anzüglichkeit zwischen den Beinen, perfekt zugeschnitten. Das ist der Laufsteg des Films. Eine gesteigerte Modenschau. Da gehört sie hin, Amanda Lear. In die Steigerungskategorie. Vielleicht ist sie das erste Modell, das sein bloßes Dasein so gesteigert hat, beinahe ekstatisch, dabei auch das Private, Intime entblößt und als Dauerlaufsteg in Szene gesetzt hat. Andauerndes Dasein und Sosein auf dem Laufsteg. Schreckliche Prominenz vor den Augen aller Anderen und aller Ebensolchen. In eitler Selbstbespiegelung. Überall in Amanda Lears Leben hängen sitzen stehen Spiegel. Ein spiegelblankes So- und so Dasein. Habe ich das vor 30 Jahren selber einmal angehimmelt. Ach, du Schreck! Und lass' nach, du Schreck! Und wie Amanda Lear zu dem Fernsehmoderator, der nicht weiß, wie er sie - das da! - ansprechen soll, sagt: "Nennen Sie mich Fräulein!" - da bin ich aus dem Häuschen geraten Nochmal, wie vorhin, eben erst. Das ist immer noch so gewitzt wie ein Gemälde von Dali. Man nennt es surrealistisch. Sie hat es zur Guten Laune erhoben. Sie hat es zu einer Masche gemacht, mit der jetzt jeder die Strümpfe für ein Laufstegleben häkeln kann.

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