Frauenfußball EM: Romantik dahin...
Frauenfußball ist eine Betriebssportart, hervorgegangen aus dem Frauen-Emanzipationsbetrieb. Eine rastlose Betriebsamkeit ist das. Die alten Zöpfe sind längst gefallen. Die Mädels, die heute den Frauenfußball vortragen - um nicht zu sagen: beherrschen -, lassen modische Pferdeschwänze hin & her fliegen. So heftig, daß man liebend gerne zupacken, reingreifen würde, um sie aufzuhalten, bevor sie auf & davonrennen. Doch das zieht eine Rote Karte nach sich. Und im Strafraum: Elfmeter.
Selten sieht man in einem Frauenfußballspiel noch den gedrechselten Zopf. Manchmal sieht man den festen Knoten. Der beim Kampf um den Ball nicht so furchtbar hin und herschwingen kann. Rasta und Löwenmähnen treten gelegentlich in Erscheinung. Das ist wild, und es fällt besonders im Zweikampf sowie beim anschließenden Wälzen am Boden ins Auge.
Während des Spiels ist eine ruhige Betrachtung der Frauenfußballfrisuren fast nur bei Einwürfen von der Seitenauslinie möglich. Schade eigentliich. Früher schlugen die Mädels prächtige Bogenlampen ins Seitennaus. Oder sie bauten mit einem Tritt gegen den Ball hohe Kerzen, denen sie entzückt hinterherschauten.
Leider ist es mit der Romantik im Frauenfußball jetzt vorbei. Was wir sehen, ist ein aggressives Angriffsspiel, das keinen Raum für schöngeistige Spielzüge mehr lässt.
Von der Sportwäsche möchte ich nicht reden. Das kann man nicht ernstnehmen. Die Klamotten werden heute 'Sportswear' genannt. Und so sehen die Mädels auch aus: sportswearlike. Wie anders waren doch die Mädels vom Immenhof. Diese Rangen. Wie sie herumtollten und nie zu stoppen waren.
Vorbei, vorbei. Nur eins gefällt mir am Frauenfußball von heute gut: Die Mädels haben mit den romantischen Regungen auch alle Hemmungen abgelegt. Nach dem Spiel tauschen sie noch auf dem Platz untereinander ihre Sport-BHs aus. Vor laufender Kamera und im Schweiß ihres Angesichts fingern sie unter dem Trikot herum, ziehen das Brustgeschirr hervor und - reichen es weiter. An die nun garnicht mehr erbitterte Gegnerin. Die sofort ihre Nase tief hineinsteckt. Wie Landwirt Hipp die seine in den Möhrenhumus.
Ich finde: das ist eine schöne Sitte. So kommt Geschmacksbildung in Gang.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen