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Die Fabula vom Guten Gerhard, Kastrator in Sömmerda

So ward er genannt. Der Gute Gerhard. Das Mittelalter lässt grüßen. Good Gerhard hat acht Herren den Johannes weggeschnippelt, bei sich zu Hause, auf dem Schässelong. Anschließend hat er das Blut weggewischt, das gute Blut. Und hat alles aufgeräumt. Die Herren mussten sich noch ein bißchen krümmen, dann war alles o.k., und uns guude Gerhard ist spazieren gegangen. In aufgeräumter Stimmung. An den malerischen Ufern der Unstrut. Die man mit -sch sprechen muss, Unschtrut, damit es wie Schtrudel klingt und wie Schprudel. Good Gerhard hat sich einen Kaffee gegönnt. Und ein Stück Kuchen. Da ist die Polizei gekommen und hat ihn verhaftet. Mit Krümeln am Mund. Jetzt ist der Prozess vor dem Landgericht Erfurt geplatzt. Der gute Gerhard will sich kastrieren lassen, irgendwo da unten in Niederbayern. Bei einem Kastrator, der ein Schässelong im Wohnzimmer hat wie er. Eine schnippschnapp Kastratorschere, vielleicht auch ein Hackebeilchen. However, wie dem auch immer sei: Gerhard muss sich dann erst...
Wildlife Allen Unkenrufen zum Trotz hat das Wildbiologische Institut in Thüringen jetzt wieder Luchsforscher ausgewildert. Kaum öffnete sich der Institutskäfig, sprangen sie in Raum greifenden Sätzen über die Wiese. Hoch erhobenen Hauptes. Und noch höher erhobenen Peilantennenarmes. Dann waren sie auch schon im Wald verschwunden. Die Luchse haben die Auswilderung der Luchsforscher genau beobachtet. Sie sehen Ärger auf sich zukommen. Wer kann, wechselt das Revier. Scheiß auf das Bleiberecht. Wenn du bleibst, hast du im Nu vier, fünf von diesen Luchs-Experten am Hals. Sie schleichen hinter dir her, sie stochern in deinen Haufen herum. Du kannst dir keinen Fehltritt leisten, kannst keinen Baum anpinkeln, ohne daß sie es vermerken und sich darüber auslassen. Mit deiner Luchsfreiheit ist es vorbei. Die Luchsforscher teilen sich das Sendehalsband, das sie dir unter Vollnarkose verpasst haben. Sogar nachts, zur besten Sendezeit, peilt dich einer von ihnen an und stellt dir nach. Du schr...
Weimare Verhältnisse II Wie der Hund apportiert Brav wie ein Hund, der Stöckchen apportiert, bringt Weimar mich zurück auf das Vaterländische Feld, das ich so gerne überfliege und hinter mir lasse. Bringt mich zurück, legt mich ab, einfach so, da!hin. Zu Füßen von Herrchen und Frauchen, die wie Denkmäler einer Dressur dastehen. Diese Denkmalpose der Weimarer Herrschaften. Die Poseure präsentieren neuerdings nicht bloß Geschichten und Erinnerungen an das, was hier mal los war, nämlich die Hölle in all ihrer Vielfalt. Das ist ihnen nicht genug, sie ziehen auch noch Lehren. Und propagieren sie dann. Sie hauen dir Lektionen von "gelebter" bis "wehrhafter" Demokratie um die Ohren. Lektionen, die sich gewaschen haben, also blitzsauber sind. Mögen deine Ohren auch gerne abstehen, im Freien segeln, ungewaschen, ungerichtet, der Stimme keines Herrn verpflichtet: No Masters Voice. Die Herrschaften meinen es bitter ernst mit ihren Lektionen. Du wirst genötigt, hinzuhören. ...
Handball EM extrem frenetisch - Eine gesicherte Einstufung Frenetisch haben sie Beifall bekundet, in die Hände geklatscht, in Tröten gestoßen, auf Trommeln geschlagen. Frenetisch haben sie gejubelt, frenetisch das Maul aufgerissen, ganz groß, zum Rauskommen groß gemacht, die Zähne gebleckt. Und den tierischen Brüller rausgelassen. Frenetisch. Das heißt rasend. Wütend. Toll. Ausgelassen. Sich selbst nicht mehr zügelnd, sondern sich ungehemmt mit sich durchbrennen und - was die Sicherung im Oberstübchen angeht: durchknallen lassen. Das sind die Kracher, das sind die Knaller. Das ist die Handball EM in Deutschland. Ein frenetischer Auftrieb. Endlich mal wieder ungebremst siegen. Endlich mal wieder die Siegerfratze aus dem Stall lassen. Die Siegerfratze. Das hässlichste aller Menschengesichter. So weit, so schlimm. Frenetisch bildet sich die siegesgewisse Meute fort. Ihre Fortbildung feuert etwas an, wahrscheinlich den Weltbrand. Es gibt keine harmlosen Freuden, es sei denn zu Hause, ...
Sprachglosse Gestern ist mir das Wort 'Maßnahmenbündel' in die Quere gekommen. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Terminus Technicus für Regierungshandeln. Sehr handlich, das Maßnahmenbündel. Nein, ich hab's nicht in den falschen Hals gekriegt. Solche Wörter kommen mir in die Quere, nicht in den Hals. Es sind Querschläger, sie pfeifen wie Kugeln ums Eck, sirren um die Ohren. Man fragt sich: Wo sitzt der gottverdammte Heckenschütze? Wer und was macht da die Sprache zum Schießprügel? Wer hat da den Finger am Abzug? Gestern kommt also dieses Wort angelaufen, Maßnahmenbündel, geduckt kommt es, unten auf einem Nachrichtenlaufband. Im Bild oben drüber sitzt einer und bewegt den Mund, er hat offensichtlich etwas zu melden, Nachrichten, was sonst, zuerst sind Traktoren zu sehen, der Landwirtschaftsminister, dann kommt der Gesundheitsminister vor - und das alles hat mich nicht weiter irritiert. Aber dieses geduckt laufende Wort Maßnahmenbündel, das ist mir in die Quere geko...