Handball EM extrem frenetisch -
Eine gesicherte Einstufung
Frenetisch haben sie Beifall bekundet, in die Hände geklatscht, in Tröten gestoßen, auf Trommeln geschlagen. Frenetisch haben sie gejubelt, frenetisch das Maul aufgerissen, ganz groß, zum Rauskommen groß gemacht, die Zähne gebleckt. Und den tierischen Brüller rausgelassen. Frenetisch. Das heißt rasend. Wütend. Toll. Ausgelassen. Sich selbst nicht mehr zügelnd, sondern sich ungehemmt mit sich durchbrennen und - was die Sicherung im Oberstübchen angeht: durchknallen lassen. Das sind die Kracher, das sind die Knaller. Das ist die Handball EM in Deutschland. Ein frenetischer Auftrieb. Endlich mal wieder ungebremst siegen. Endlich mal wieder die Siegerfratze aus dem Stall lassen. Die Siegerfratze. Das hässlichste aller Menschengesichter.
So weit, so schlimm. Frenetisch bildet sich die siegesgewisse Meute fort. Ihre Fortbildung feuert etwas an, wahrscheinlich den Weltbrand. Es gibt keine harmlosen Freuden, es sei denn zu Hause, in eigenen vier Wänden. Draußen aber, in den Arenen durchweg kriegerischer Meisterschaften, herrscht nicht Freude, dort herrscht Triumph. Dort herrscht das Triumphalgesicht, die geballte Triumphalfaust. Dort herrscht Schlagtot-Gesinnung. Diese Mentalität, diese Regung, diese Rührung. Sie hat so etwas Gewinnendes. Diese Selbst-Affektion, die im Durchgeknalltsein besteht.
Es ist scheußlich. Und scheußlich ist, wie die Bericht erstattenden Medien diese Stimmung gutheißen und befeuern. Noch schlimmer ist, daß ein Teil des frenetischen Publikums den Kanzler ausgepfiffen, ausgebuht hat. Der Kanzler hatte seinen Amtssitz verlassen, um selber Teil des frenetischen Publikums zu sein. um sich populär, also beliebt zu machen. Genau wie alle anderen zu sein. Ihn auszupfeifen bedeutet, daß die frenetische Menge sofort bereit ist, einen einzelnen unter sich auszumachen, auszusondern, ihm das Licht, die Leuchte auszupusten. Bedeutet, daß die frenetische Menge sofort bereit ist, in eine polemische Meute umzuschlagen, die mehr will als bloß den Sieg: nämlich die Hatz und die Vernichtung des Gegenüber.
Ich möchte mit der frenetischen Menge keine Ruhmeshalle, keinen einzigen Quadratmeter Raum, keine Parzelle vom Erdboden teilen. Wo sie um sich greift, herrscht Raserei. In ihren triumphal aufgerissenen Mäulern sammelt sich und geifert der Abschaum aller.
Das, meine Damen und Herren Publikum, ist eine größere Bedrohung der Demokratie als die möglichen oder unmöglichen 30% Wählerstimmen für die als gesichert eingestufte AfD!
Europa den wahren Europäern!
Ich bin kein Europäer. Oder doch? Bin doch bloß ein alter Sack. Wohne behaglich am Ettersberg über Weimar, ein Stück unterhalb des Buchenwald KZ. Ein Alter vom Berg wäre ich gerne, einer, dem Sektierer folgen, Häretiker. Eine Gruppe, die Europa hinter sich bringt. Statt Europa aufzubringen gegen sich selbst. So wie man einen Standpunkt, einen unerschütterlich festen, hinter sich bringen muss, wenn man die Freiheit erahnen möchte, die hinter den Überzeugungen liegt wie hinter himmelhoch jauchzenden Fels-Ungetümen. Europa! In Europa herrscht jetzt die Multitude, eine Menge Mixtur, Mischung bis rein in die Kochtöpfe. Man nennt das Prahme. Tausend Plateaus herrschen, das nackte Alles-Geht ist Fakt, das Nichts-ist-unmöglich von Toyota. Was früher Wunschtraum war, ist endgültig Wirklichkeit geworden. Und Alptraum. So bin ich kein Europäer, kann keiner sein. Da wächst ein Unbehagen. Ich befinde mich nicht in der postkolonialen Situation. Finde mich da nicht ein, finde mich damit nicht ab....
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