Krieg und Verdruss Das Humanitäre folgt dem Krieg auf dem Fuße. Wer einen Feldstecher nimmt und genau hinschaut, sieht, daß das Humanitäre der Kriegsfuß ist, auf dem sie alle miteinander stehen, die Kriegsparteien und der Tross, den sie hinter sich herziehen. Kriegsparteien ziehen Tross hinter sich her, das war schon immer so. Tross - das sind die Hilfsorganisationen. Sie bilden einen Konvoi. Früher zogen sie den Karren noch selbst durch den Dreck, heute tun es Trucker und Trucker Babes für sie. Der Hilfsgütermarkt ist heiß und umstritten. Unumstritten ist er nie. Unumstritten ist nur, daß er dazugehört. Allen voran in diese Konvoi: die UN. Sie kutschieren das Humanitäre als Summe nebeneinander aufgehängter Nationalfahnen. Dafür müssen sie auch noch Blutzoll entrichten. Tross - das sind die Marketender und die Marketenderinnen. Sie wittern das Geschäft mit dem Humanitären. Sie vertreten Interessen, am liebsten ihre eigenen. Sie sprechen einem lukrativen Frieden das Wort. Sie führen Verhandlungen. Interessen prallen aufeinander. Wer Frieden stiftet, mag als Friedensfürst durchgehen und bekommt eine Friedensmarke am Band um den Hals gehängt. Er gilt (oder sie) auch im darauffolgenden Krieg noch als friedfertiger Mensch. Tross - das sind die Feldberichterstatter und Berichterstatterinnen. Neuerdings in kriegerisch aufgegeilter Kleidung, von Schutzweste und Helm angetan, sind sie live dabei. Sie halten sich das kriegerische Mikrofon an den Mund und bringen kriegerische Stimmung rüber. Da, schau! Das ist der Bilderblitzkrieg. Tross - das ist das Publikum. Das Publikum tobt, es entrüstet sich. Eine tief in Krieg und Kampf und Wettstreit steckende Masse, die schaut und brüllt und Partei ergreift, das Hauen & Stechen beklatscht, das Für & Wider. So ist das Kontinuum von Krieg & Frieden gesichert. Es ist zutiefst humanitär. Und diese Feldstechersicht ist auch zutiefst humanitär. Wie sollte sie das Kontinuum sprengen? Mit welchen Sprengsätzen sollte sie hantieren? In einem Bild von Goya hat Michel Serres (s. Naturvertrag) gezeigt, wie sie alle in demselben Dreck versinken. Die Streithähne und Streithennen. Die Böckserchen, ihre Bockstellung. Die Streithammel, ihre Hammelsprünge. Der Tross, der ganze Driss, der Verdruss. Es ist so krank. Und ich kranke mit. Weil ich zum Mitfiebern gezwungen werde. Doch jetzt will ich euch einmal ein paar Seiten meiner Kriegstagebücher zeigen. Immer auf dem Kriegspfad, wie es sich gehört. Ich will sie neu hinschreiben, hier hin. Und mich vielleicht, wer weiß, nicht mehr ganz so krank fühlen, wenn auch nicht fieberfrei. So kann schreiben gesund sein. Ich fange gleich mal mit den Tunneln von Cu Chi in Vietnam an.

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