Paulinzella
Der triftige Grund
Wir kamen nach Paulinzella. Am vergangenen Samstag, unterwegs auf einem Ausflug ins Thüringer Land. Ilmaufwärts von Weimar nach Bad Berka, nach Stadtilm, hinter Stadtilm, kurz vor Griesheim links ab, rauf nach Gösselborn, und runter in Richtung Rottenbach. Da liegt Paulinzella.
Es ist kein Hotspot, eher ein kühler Grund. Zwei Bäche. Lebendiges Wasser - Gabe und gegebenheit. Hier hat die fromme Paulina, ein Mädchen von Adel, vor elfhundert Jahren ihre Absicht in den Boden gesteckt und eine Klosterzelle gegründet. Heute eine prächtige Ruine, bedeutend wegen der Romanik im Bauwerk.
Später sind Romantiker gekommen, die haben es ausgemalt. Noch später war Muck Lamberty hier, vor hundert Jahren, der Guru aus dem Erzgebirge. Er kam von Rudolstadt mit seiner exaltierten, tanzwütigen Schar. Goethe, na klar: Goethe was here! Das ist wie "Killroy was here". Der Kerl mit der Nase und den zweimalfünf Fingern. Das figuriert. Doch Vorsicht! Wo Killroy, da Overkillroy. Wo Goethe, da Übergoethe, ein Thema, ein Dauerbrenner. Auch Günther Wewel was here, der singende Granatapfel. Beim Sommerkonzert hat er eine Serenade zum Besten gegeben.
Paulinzella, der triftige Grund. Also ein Wiesengrund, denn alle triftigen Gründe sind Wiesengründe. Sie schmatzen unter den Fußsohlen, sie sielen und prielen. hier sind alte Bäume hoch und knorrig. Linde, Buche, Schwarze Walnuss. Und da die Mispel! Das ist das Größte, der kleine Baum, gerade mal einsfünfzig hoch. Jung unter all den Altertümlichkeiten. Und trägt und hängt voller Früchte.
Das war's dann. Da hab' ich meine Absicht in den Boden gesteckt und diesen Blogspot begründet. Wir sind weiter nach Schwarzburg gefahren und über Mittag eingekehrt. In der Wirtschaft am Schloss habe ich zwei gute Geister bestellt. Birne. Die Mispel kam mir nicht aus dem Sinn. Ich weiß nicht, was soll das bedeuten, das mit dem Spot, dem Blog. Ach, egal! Hauptsache, es triftet.
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