Warnung vor dem Rhein
An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein,
Mein Sohn, ich rate dir gut:
Da geht dir das Leben zu lieblich ein,
Da blüht dir zu freudig der Mut.
Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei,
Als wär es ein adlig Geschlecht;
Gleich bist du mit glühender Seele dabei:
So dünkt es dich billig und recht.
Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön
Und die Stadt mit dem ewigen Dom!
In den Bergen, wie klimmst du zu schwindelnden Höhn
und blickst hinab in den Strom!
Und im Strome, da taucht die Nix aus dem Grund,
Und du hast ihr Lächeln gesehn,
und sang dir die Lurlei mit bleichem Mund,
Mein Sohn, so ist es geschehn:
Dich bezaubert der Laut, dich betört der Schein,
Entzücken fasst dich und Graus.
Nun singst du immer: "Am Rhein, am Rhein",
Und kehrst nicht wieder nach Haus.
(Karl Simrock, Rheinsagen aus dem Munde des Volkes und deutscher Dichter. Für Schule, Haus und Wanderschaft. Bonn, 1837)
Und wenn in diesen Tagen De Höhner ihr "Viva Colonia!" schmettern, weiß ich, daß ich mein Herz nicht in Heidelberg verloren habe, sondern am Rhein.
Denn als ich nach Heidelberg kam, war's schon futsch. Ich hatte es in Köln verloren, in Bonn, im Siebengebirge, in Unkel, Bad Honnef, unter dem Petersberg.
In Bacharach, Linz...
Heute, im Rheinischen Karneval, finde ich es wieder. Es reißt mich aus der Weimarer Republik raus, aus all dem Driss, den Weimar wie eine vollgeschissene Hose mit sich trägt.
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